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Die Lotusgeburt - Geburtsritual für einen sanften Übergang

Die Geburt eines Kindes ist ein magischer Moment im Leben einer Familie, und es gibt ebenso viele traditionelle, wie auch modernere Praktiken, um diesen Übergang bewusst zu begehen und zu zelebrieren.

In einem früheren Blogartikel habe ich bereits 5 Rituale rund um die Geburt beschrieben. In diesem Artikel soll es diesmal aber um ein ganz bestimmtes Ritual gehen. Das sanfte und natürliche Abnabeln der Plazenta bei einer Lotusgeburt.

Besonders dann, wenn du dich auf eine Hausgeburt vorbereitest, wirst du dich irgendwann mit der Frage auseinandersetzen dürfen, was im Anschluss an die Geburt mit der Plazenta deines Babys passieren soll.

Während dieser bei einer Klinikgeburt häufig nur wenig Beachtung geschenkt und sie – wenn nicht vorher explizit besprochen – oftmals mehr oder wenig unauffällig einfach entsorgt wird, besteht bei einer Hausgeburt die Möglichkeit diesem unglaublich faszinierenden Organ die ihm zustehende Aufmerksamkeit zu schenken und dich auf unterschiedlichste Art und Weise mit ihr zu verbinden und ihr für ihren Dienst während der Schwangerschaft zu danken.

Neben dem künstlerischen Konservieren in Form eines Plazenta Abdrucks, dem Anfertigen eines Amnion Mondes oder auch dem Gestalten eines Traumfängers aus der Nabelschnur, kann die Plazenta auch zu Heilmitteln verarbeitet werden, die dich und dein Baby auch noch lange nach der Babyzeit unterstützen und begleiten können. Auch darüber habe ich bereits einen Blogartikel verfasst. Über die Heilkraft der Plazenta kannst du hier nachlesen.

So wird es immer beliebter die Plazenta zu Pulver, Kapseln, Tinkturen oder auch Smoothies zu verarbeiten, die sowohl die seelische, als auch die körperliche Regeneration im Wochenbett, während der Stillzeit, aber auch später in den Wechseljahren unterstützen können.

Wenn auch du Interesse daran hast die Plazenta deines Babys verarbeiten zu lassen – dies geht übrigens auch dann, wenn sie zunächst eingefroren wurde – melde dich gerne bei mir!

Eine weitere Praxis, die in den letzten Jahren an Aufmerksamkeit gewonnen hat, ist die sogenannte "Lotusgeburt". Bei dieser bleibt das Kind solange mit der Plazenta verbunden, bis die Nabelschnur vollständig vertrocknet ist und sich schließlich nach einigen Tagen von selbst ablöst.

Diese alternative Geburtspraxis betont die natürliche Verbundenheit zwischen Mutter und Kind und fördert eine behutsame Einführung in das Leben außerhalb des Mutterleibs.

In diesem Artikel möchte ich dir einen Einblick in die Hintergründe, den potenziellen Nutzen und die praktische Umsetzung einer Lotusgeburt geben und dich gleichzeitig dazu einladen, dich bei Interesse an einer Lotusgeburt auch zusätzlich zu diesem Blogartikel weiter zu informieren bzw vielleicht auch mit deiner (Hausgeburts-)Hebamme über die jeweiligen Vor- und Nachteile auszutauschen.

Hintergründe der Lotusgeburt

Die Lotusgeburt selbst hat ihre Wurzeln in alten Geburtstraditionen, die die Plazenta als ein wichtiges, spirituelles Organ betrachten und die diese für uns in der westlichen Welt noch recht neue Praxis bis heute kultiviert haben.

In einigen Kulturen – vorallem in Südamerika - symbolisiert die Plazenta nicht nur die Quelle des Lebens für das heranwachsende Baby, sondern auch eine Verbindung zur spirituellen Welt. Die Praxis der Lotusgeburt wird daher oft als eine Möglichkeit gesehen, diese spirituelle Verbindung zu ehren und zu bewahren.

Der Name „Lotusgeburt“ hat übrigens anders als häufig angenommen nichts mit der Lotusblüte zu tun, sondern geht auf die Amerikanerin Claire Lotus Bay zurück, die in den 70er Jahren als vermeintlich erste Frau der westlichen Welt die Nabelschnur ihres Babys intakt ließ, da sie die bis heute gängige Praxis des unmittelbaren Abnabelns nach der Geburt hinterfragte.

Sie selbst, so wie viele Eltern, die sich für das Auspulsieren und natürliche Abnabeln durch die Lotusgeburt entscheiden, gehen davon aus, dass man den Babys dadurch einen besonders sanften und natürlichen Start ins Leben ermöglicht.

So wird auch in lateinamerikanischen Traditionen davon gesprochen, dass die Plazenta der Zwilling des Babys sei und diese daher eine wichtige Rolle im Leben des Kindes einnimmt. Ein Ablösen und Trennen von Kind und Plazenta soll daher unbedingt vom Kind selbst ausgehen, um die (unbewusste) Erfahrung der abrupten Trennung und den damit einhergehenden Gefühlen von Angst, Verlust und Alleinsein zu verhindern.

Claire Lotus Bay ging außerdem davon aus, dass eine Lotusgeburt die Voraussetzung für eine ganzheitliche Geburt ist, von der besonders die Babys profitieren können, die eine traumatische Geburtserfahrung wie zb. eine Frühgeburt oder einen Kaiserschnitt erlebt haben.

Doch nicht nur das Baby selbst soll durch das langsame Abnabeln einen besonders sanften und selbstbestimmten Start ins Leben haben, sondern auch die Bindung zwischen Eltern und Kind kann durch die Lotusgeburt intensiviert werden. Vorallem dann, wenn der Partner die Pflege der Plazenta in den ersten Tagen nach der Geburt übernimmt, kann die Lotusgeburt ihren Teil dazu beitragen, dass dieser sich als ebenso bedeutsam und hilfreich erlebt und in diesem Zuge auch die Bindung zum Baby verstärkt wird. Zudem wird bei dieser Form der Geburt die Plazenta in den Fokus gestellt und der Geburtsprozess als solches über mehrere Tage gewürdigt und damit auch integriert.

Voraussetzungen und Ablauf der Lotusgeburt

Auch wenn es an sich nicht wirklich viel braucht, um eine Lotusgeburt durchführen zu können, ist eine grundlegende Voraussetzung die bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema.

Warum möchtet ihr eine Lotusgeburt erleben? Was versprecht ihr euch davon? Was braucht es, damit die Lotusgeburt auch wirklich ihre gewünschte Wirkung erzielt? Und vorallem: Was gibt es bei der Vorbereitung und schließlich der Durchführung zu beachten?

Damit ihr mit der Geburt der Plazenta auch wirklich entspannt in euer Wochenbett übergehen und es als die magische Zeit, die es ist genießen könnt, macht es Sinn sich bereits im Vorfeld darüber bewusst zu sein, was wirklich konkret bedeutet das Baby mit der Plazenta verbunden zu lassen.

Einen ersten Anstoß, dich tiefer mit dem Thema Lotusgeburt zu beschäftigen, mag ich dir mit folgenden Überlegungen geben:

- Für eine einfachere Handhabung, ist es von Vorteil, wenn die Nabelschnur des Babys nicht ganz so kurz ist, da die Plazenta sonst unter Umständen direkt aufs Baby gelegt werden müsste.

Wie flexibel könnt ihr auf eine eventuelle Planänderung reagieren und wie kann der Wunsch die Plazenta zu ehren dennoch umgesetzt werden ?

- Um das Infektionsrisiko zu minimieren, muss die Plazenta wenige Stunden nach ihrer Geburt und auch in den darauf folgenden Tagen regelmäßig gesalzen werden. So wird sie langsam getrocknet und ein aufsteigen von Bakterien zum Nabel des Babys soll verhindert werden.

Habt ihr die Kapazitäten - neben dem was in den ersten Tagen des Wochenbetts von euch gebraucht wird - auch die gewissenhafte Pflege der Plazenta zu übernehmen?

Wenn du die ersten Fragen für dich klären konntest und fühlst, dass eine Lotusgeburt das Richtige für euch sein könnte, geht es an die praktische Vorbereitung und Durchführung. Damit du dir besser vorstellen kannst, was tatsächlich auf dich zukommt, mag ich dir nun einen kleinen Einblick in die praktische Gestaltung der Lotusgeburt geben.

Praktische Durchführung einer Lotusgeburt

Dein Baby und sein Zwilling – die Plazenta – sind geboren. Wenn du soweit versorgt bist, ihr ausgiebig die „golden Hour“ zum Kuscheln genutzt habt und du dich danach fühlst, könnt ihr die Plazenta nach dem sie die ersten Stunden erst einmal abgetropft ist, solange mit lauwarmen Wasser abwaschen, bis das Wasser klar ist. Solltet ihr einen Plazenta Abdruck machen wollen, solltet ihr diesen allerdings nehmen, bevor die Plazenta abgewaschen wird.

Ist die Plazenta soweit von Blut und eventuellen Geweberesten befreit, wird sie mit einem Tuch vorsichtig trocken getupft und in eine saubere mit einem Baumwolltuch ausgekleideten Schüssel oder auch eine sogenannte speziell dafür angefertigte Lotusbag gelegt. Bedecke die Plazenta nun von beiden Seiten großzügig mit (Meer)salz und den von dir ausgewählten Kräutern. Je nach Vorliebe, können zusätzlich auch ätherische Öle verwendet werden.

Wichtig: Verwende bitte keine Plastiktüte, sondern wirklich eine Baumwolltasche, in der die Luft zirkulieren kann. Nur so kann verhindert werden, dass die Plazenta zu faulen beginnt und sich Bakterien bilden.

Traditionell wird übrigens häufig ein Tongefäß genutzt, welches später gemeinsam mit der Plazenta vergraben wird. Handlicher ist es allerdings, wenn ein Beutel genutzt wird, den man auch ohne Hilfe gemeinsam mit dem Kind mittragen kann.

Nun wird die Plazenta 1-3 Mal täglich großzügig mit Kräutern und Salz bestreut, bis diese sich schließlich von selbst löst. Um den Vorgang zu unterstützen und einer Infektion entgegen zu wirken ist es gut, wenn auch die Baumwolltücher regelmäßig gewechselt und der Nabel des Babys aufmerksam beobachtet werden.

Diese Form der Konservierung beschleunigt den Trocknungsvorgang und sorgt dafür, dass sich keine Bakterien bilden bzw die Plazenta beginnt zu faulen. Die Kräuter und Öle verbreiten außerdem einen angenehmen Duft und sorgen dafür, dass diese für so manchen vielleicht gewöhnungsbedürftige Geburtsritual eine wirklich schöne und erinnerungswürdige Erfahrung wird.

Bis die Plazenta vollständig vertrocknet ist, dauert es in etwa zwischen 3 - 10 Tagen. Solange hängt diese an der ebenfalls langsam trocknenden Nabelschnur bzw am Baby und muss daher bei jeder Bewegung des Kindes vorsichtig mittransportiert werden.

Was zunächst als Einschränkung erlebt werden kann, ist aus Sicht von Lotusgeburt Befürworterinnen tatsächlich ein wichtiger positiver Aspekt dieser Form der Geburtskultur. Da das Baby einige Tage mit der Plazenta verbunden bleibt und die Familie bzw besonders die Mutter dadurch in ihrer Mobilität eingeschränkt wird, läuft diese nicht Gefahr in Aktionismus zu verfallen und sich körperlich zu übernehmen. Die Lotusgeburt ermöglicht nicht nur dem Baby, sondern auch der Mutter ein sanftes und entschleunigtes Ankommen in der neue Situation.

Utensilien für eine Lotusgeburt

Wie bereits zu Beginn erwähnt, braucht es an sich nicht viel um eine Lotusgeburt durchführen zu können. Neben dem praktischen Wissen und der Bereitschaft bzw dem Wunsch dem Baby und damit der ganzen Familie einen sanften und langsamen Übergang zu ermöglichen, braucht es nur einige wenige materielle Dinge, die du unter Umständen vielleicht sogar schon zu Hause hast oder leicht besorgen kannst.

Folgendes brauchst du für eine Lotusgeburt :

- Sieb und Schüssel zum Abtropfen lassen der Plazenta

- 6 bis 10 Mullwindeln/Baumwolltücher, um die Plazenta abzudecken (diese können im Anschluss übrigens sehr vielseitig in den ersten Babyjahren eingesetzt werden z.b als Spucktuch, Sonnenschutz, Stoffwindeleinlage, Latz, leichte Decke im Sommer …)

- Baumwolltasche mit Kordelzug oder (selbstgenähte) Lotusbag

- Heilwolle für den Nabel (kann später auch bei beanspruchten Brustwarzen genutzt werden, allerdings nicht, wenn sie bereits bluten, da die Wolle sonst festklebt)

- 250g feines Meersalz, rosa Himalayasalz oder auch Epsomsalz (was übrig ist, kann im Wochenbett auch für Sitzbäder zur Wundheilung verwendet werden)

- 50g Kräutermischung zb. bestehend aus Lavendel, Kamillenblüten, Rosmarin, Salbei, Schafgarbe , Rose

- optional: ätherische Öle wie z.b Lavendel, Weihrauch oder Myrrhe

In meinem Shop findest du übrigens auch fertige Kräutermischungen für eure Lotusgeburt


Ich hoffe ich konnte dir mit diesem Blogartikel einen ersten Überblick über die Lotusgeburt geben und deine Fragen diesbezüglich klären. Wenn du dir noch mehr Infos oder Unterstützung bei der Planung und praktischen Durchführung deiner Haus- bzw Lotusgeburt wünschst, dann melde dich gerne für ein unverbindliches Kennenlerngespräch bei mir.


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